Alle spirituellen Geschichten, Märchen, Sagen und Mythen und viele erfolgreiche Kinofilme haben dasselbe Grundthema: Der Held (die Heldin) vernimmt einen Ruf, er/sie folgt ihm - meist mit Hilfe eines Unterstützers - gegen innere und äußere Widerstände. Schließlich gelangt er an einen reißenden Fluss (oder ein anderes Hindernis), der von einem Dämon bewacht wird. Der Held (die Heldin) hält inne, um Kräfte zu sammeln. Dann ist er (sie) bereit, dem Dämon gegenüberzutreten. Indem der Dämon besiegt, gezähmt oder befreundet wird, eignet sich der Held (die Heldin) dessen außergewöhnliche Kräfte an, die befähigen, den einst unüberwindbaren Fluss zu überqueren. Nach dem Sieg über die Mächte der Finsternis kehrt er (sie) mit der Gabe des Wissens, dem Wassers des Lebens oder dem nährenden Feuer wieder, die er (sie) an seine (ihre) Mitmenschen weiterreicht.

Das Leben ist voller Übergänge.

Kleine Tode und Neugeburten in jedem Augenblick, Vergehen und Entstehen, Sterben und Geborenwerden. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden die wesentlichen dieser Übergangssituationen kompetent begleitet. Der Weg vom Jüngling zum Mann, vom Mädchen zur Frau; der Weg vom Erwachsenen zum Ältesten; die Reise in den Tod. Eingebettet in für die Gemeinschaft verbindliche Mythen lag in der Initiation - im Außen die Erlangung eines sozial veränderten Status - die notwendige und, für den Erhalt der Gemeinschaft unverzichtbare Entwicklung und Reifung des Einzelnen. Heutzutage scheinen die Möglichkeiten der Verwirklichung unseres Selbst um ein Vielfaches gestiegen.
Der Preis dieser vermeintlichen Freiheit besteht in der Verantwortung, selbst herauszufinden, wie unser Auftrag auf diesem Planeten lautet, wohin unserer nächster Schritt gehen soll? Antworten auf diese Fragen, den Fragen nach der Essenz hinter unser enkulturierten 'Persönlichkeit', sind im Zustand unserer alltäglichen "Konsensus-Trance" (C. Tart) nur schwer zu finden. Doch "die Einladung der Natur, sich zu erheben und über das Alte hinauszugehen, wird auf jeder Entwicklungsstufe wieder und wieder ausgesprochen" (J.C. Pearce).
Wer könnte uns deshalb bei der Beantwortung dieser Fragen dienlicher sein, als diejenige, die alle Informationen über unser wahres "liebendes, denkendes und wollendes Wesen"( L. Feuerbach) in sich trägt? Wer könnte eine verlässlichere Hilfe sein als dasjenige, das ohne jede Verkleidung, ohne jede Korrumpierbarkeit unmittelbar mit dem verbunden ist, aus dem wir stammen und in das wir zurückkehren? Die große Lüge, wir und die Natur seien voneinander getrennt, hat uns in vielen Jahrzehnten vergessen machen, wie wir die Natur um Rat fragen können, ja, überhaupt dass wir sie um Rat fragen können.
Viele der „alten“ Initiationen beinhalteten den Rückzug des Initianden in die Wildnis, die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Selbst-So im Spiegel der Natur. Dieses Wissen und diese Möglichkeiten stehen uns auch heute zur Verfügung. Viele wunderbare Menschen - Forscher, Pioniere und (Visions)Suchende – haben dazu beigetragen, diesen Schatz in unsere Zeit hinüberzutragen und uns zugänglich zu machen. Nicht im Sinne endgültiger Wahrheitsfindung oder romantisierender Rückschrittlichkeit, sondern unter dem Aspekt evolutionärer Integration verlorener Anteile unseres Selbst und dem Hinausgehen über unseren momentanen existentiellen Status - und das unter höchst lebenspraktischen Gesichtspunkten.
Was steht gerade bei mir an? Geht es um eine Beziehung im Außen: Eine Person, eine Gruppe, einen Job, eine Pflicht, eine Ausbildung? Oder ist es etwas in meinem Inneren, das mich momentan bewegt: Ein ungelöstes Gefühl, Unsicherheit, ein Heilungsimpulse oder der Wunsch nach Hinwendung? Was will bekräftigt, was will gelöst werden? Was neu gesehen, was zurückgelassen?
Verschiedene Formate stehen auf dem Weg zur Beantwortung dieser oder ähnlicher Fragen zur Verfügung: Ein Tag in und mit der Natur (Draußen und Drinnen), ein Wochenende
Walk aWay) oder die 12-tägige Visionssuche. Alle führen sie uns ein Stückchen weiter auf dem Weg zu uns Selbst - im Spiegel der Natur.

Die Geschichte
Cabo da Gata, Andalusien, 2007